Neben Finanzkennzahlen werden für den Unternehmenserfolg Kennzahlen zur Nachhaltigkeit wie z. B. CO2-Emissionen immer wichtiger. Warum ist das so?

Im Grunde werden mit den neuen Direktiven der EU, nämlich der EU-Taxonomie und CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), die Nachhaltigkeitsindikatoren mit den Finanzkennzahlen auf eine Stufe im Unternehmen gestellt. Denn zukünftig reicht es nicht mehr aus, im Finanziellen Lagebericht eines Unternehmens rein finanziell relevante Zahlen aufzuführen und darüber Rechenschaft abzulegen, stattdessen wird auch für Nachhaltigkeitsindikatoren Verantwortung übernommen werden müssen, am bekanntesten sind die CO2-Emissionen.

Darüber hinaus wird es für die Unternehmen wichtiger, sich eindeutig zur Nachhaltigkeit zu positionieren. Kunden fragen bereits heute aktiv nach verlässlichen Kennzahlen und werden das in Zukunft selbstverständlich erwarten.

Banken, Investoren und Aktionäre erwarten von den Unternehmen, in die sie investieren oder denen sie Kredite vergeben, eine Ausrichtung auf die Nachhaltigkeit mit eindeutigen Nachweisen.

Nicht zuletzt geht es auch im Kampf um die Talente darum, dass Unternehmen neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gewinnen müssen. Dabei ist klar, dass nicht nur in der Gesellschaft generell, sondern eben auch bei potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen das Bewusstsein für die Nachhaltigkeit groß ist und sie sich für nachhaltig orientierte Unternehmen entscheiden werden.

Was bietet WAVES Sustainability Spediteuren und Verladern konkret an?

Im ersten Schritt geht es um die Transparenz über die eigenen Nachhaltigkeitsauswirkungen bzw. -leistungen. Auf Basis dieser Transparenz lassen sich Nachhaltigkeitsziele definieren und konkrete Maßnahmen einleiten, um die negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen nachweislich zu reduzieren und um Berichtspflichten rechtssicher zu erfüllen.

Für Spediteure und Verlader bedeutet dies die Transparenz, z.B. der CO2-Emissionen bis auf Ebene einzelner Sendungen. Damit können die Kunden und damit Frachtzahler sehr genau darüber informiert werden, wie hoch die CO2-Emissionen für die jeweilige Logistikdienstleistung war. Diese Informationen können bereits in der Angebotsphase genutzt werden, um multimodal nicht nur den günstigsten Verkehrsträger auszuwählen, sondern auch den Transport mit den potenziell geringsten CO2-Emissionen.

Insbesondere bietet sich dann die Transparenz, um gezielt im Sinne des Nachhaltigkeitsmanagements Maßnahmen einzuleiten, um Geschäftsmodelle, Transportwege oder Alternativen zu finden, die deutlich geringere negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben.

Sind Sie auf die Logistik fokussiert oder können sich auch Verkehrsunternehmen (Bus, Taxi etc.), für die die Dekarbonisierung der Mobilität ja ein wichtiges Thema ist, an Sie wenden?

Wir sind in der Lage, sowohl unsere Berechnungen auf Frachten bzw. Waren als auch auf Passagiere zu beziehen. Die Besonderheit bei unserer WAVES SMP (Sustainability Management Platform) ist, dass wir TÜV-zertifiziert sind. Diese Zertifizierung bezieht sich u.a. auf die ISO 14083, die den Schwerpunkt auf die Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen in multimodalen und globalen Transportketten sowohl für Fracht als auch für Passagiere legt. Durch diese Zertifizierung wird die verlässliche Berechnung der Indikatoren sichergestellt. Kurzum, Kunden, die unsere SMP nutzen, können sich sicher sein, dass die Indikatoren korrekt berechnet sind.

Unser Eindruck ist, dass immer mehr Kunden der Logistik auf ihren ökologischen Fußabdruck achten. Teilen Sie diese Beobachtung und schlägt sich das bei Ihnen „in den Auftragsbüchern“ nieder?

Korrekt, die Kunden der Logistikdienstleister unterliegen bereits teilweise den gesetzlichen Vorgaben und sind berichtspflichtig, deshalb fordern sie von all ihren Lieferanten und Dienstleistern Nachhaltigkeitsindikatoren ein. Wir nehmen jedoch bei den Unternehmen in der Logistikbranche noch eine große Zurückhaltung wahr. Teilweise weil sie noch nicht gesetzlich verpflichtet sind und teilweise, weil sie die Aufträge von Kunden trotzdem erhalten, ob sie Kennzahlen liefern können oder nicht. Aber das wird sich ändern. Die gesetzlichen Vorgaben werden nicht mehr zurückgedreht werden und die Kunden werden immer mehr danach fragen. Aktuell kann man als Logistiker äußerst positiv auffallen, wenn man in der Lage ist, Nachhaltigkeitsindikatoren liefern zu können und dadurch sogar neue Kunden gewinnen, wie einige unserer Kunden aus der Branche uns bereits bestätigen. In Zukunft wird es selbstverständlich sein, über die eigenen Nachhaltigkeitsauswirkungen zu berichten und die eigene Nachhaltigkeit zu managen, genauso, wie Finanzen gemanagt werden müssen.