Bruno Lukas ist Gründer und Inhaber von GLE, einem Unternehmen, das auf emissionsfreie Logistiklösungen spezialisiert ist. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Transport- und Logistikbranche unterstützt er Spediteure und Verlader bei der Umstellung ihrer Flotten auf alternative Antriebe. Anja Ludwig sprach mit ihm über emissionsfreie Transporte, Förderpolitik und Vorbehalte hinsichtlich Elektromobilität.
Herr Lukas, viele Speditionen, Transportunternehmen und Verlader beschäftigen sich mittlerweile mit der Frage, wie sie ihre Transporte emissionsfrei oder zumindest emissionsärmer gestalten können und stehen dabei vor einer Vielzahl von Fragen. Wie können Sie die Unternehmen konkret unterstützen?
Green Logistics Enabler unterstützt Lkw-Flottenbetreiber ganzheitlich bei der Umstellung auf emissionsfreie Transportsysteme. Der erste Schritt ist eine Bedarfsanalyse für den Lkw-Fuhrpark. Auf dieser Basis entwickeln wir gemeinsam mit dem Kunden ein maßgeschneidertes Fuhrpark-Konzept. Wir definieren die Ziele für CO2-Reduktion oder Zero Emission - und zwar so, dass sie wirtschaftlich und realistisch umsetzbar sind. Wir organisieren zudem Elektro-Lkw für Teststellungen, um ihre Eignung im Realbetrieb testen zu können. Im Fokus stehen nicht nur die Fahrzeuge selbst, sondern auch die Auslegung der passenden Infrastruktur sowie bei Bedarf die Anpassung des Logistikprozesse. Schulungen für Green Logistics und Workshops zur Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien runden das Angebot von GLE ab.
Der Bund hat ja das KSNi-Förderprogramm für die Anschaffung von E-Lkw beendet, einzelne Bundesländer versuchen, diese Lücke zu füllen. Welche Auswirkungen hat die volatile Förderpolitik? (Können Sie den Unternehmen Mut machen?)
Der Stopp der Bundesförderung über das KSNI-Programm kam im meinen Augen deutlich zu früh. Deshalb versuchen nun einzelne Bundesländer, wie z.B. NRW, Flottenbereiber mit eigenen Förderprogrammen zumindest kurzzeitig und punktuell zu unterstützen. Diese Maßnahme hilft allerdings nur Unternehmen, die bereits genau wissen, wie sie ihren Fuhrpark umstellen und fertige Pläne in der Schublade haben. Der Großteil der Lkw-Flottenbetreiber benötigt erst einmal ein Konzept für den „grünen“ Fuhrpark und langfristige Planungssicherheit. Dies kann z.B. über langfristige Finanzierungsmodelle für Depot-Ladeparks und die Lieferung von Strom aus erneuerbaren Quellen erfolgen, wie sie etwa Anbieter wie der GLE-Partner Electrofleet GmbH bereithalten. Wichtig ist, dass Flottenbetreiber zunächst die Chance haben, mit begrenzetem Risiko neue Antriebsarten wie Elektro-Mobilität auszuprobieren. Hierfür eignet sich etwa die Langzeitmiete von Elektro-Lkw, um erste Erfahrungen zu sammeln. Ziel ist es, durch attraktive Konditionen auf der Betriebskostenseite die noch recht hohen Anschaffungskosten der E-Lkw über die Laufzeit gegenzufinanzieren. Dass diese TCO-Kalkulation in einigen Fällen bereits gut aufgeht, beweisen mittlerweile zahlreiche Studien. Wenn der Einstieg geschafft ist, fällt auch die Skalierung leichter.
Häufig heißt es ja, dass die Strommenge gar nicht ausreicht, um den Straßengüterverkehr zu elektrifizieren. Wie gehen Sie mit diesem und anderen Vorbehalten um?
Der Hochlauf der Elektromobilität hat ja bereits begonnen. Vielerorts lassen Lkw-Fuhparkbetreiber bereits kleinere Ladeparks auf ihren Betriebshöfen bauen. Damit lässt sich der City- und Regional-Verteilerverkehr bereits elektrifizieren. Der nächste Schritt sind Logistikkonzepte für überregionale Verbünde, in dem E-Lkw-Betreiber sich z.B. mit Kunden zusammentun und die Fahrzeuge auf deren Logistikhöfen zwischenladen. So entstehen kleine Netzwerke, innerhalb derer sich die E-Lkw im Radius von 400 -500 km pro Tag gut bewegen können. Der Sprung in den Fernverkehr mit Tagesreichweiten von 600 bis 800 km ist der drauf folgende Schritt und wird bereits vorbereitet. Zum einen entstehen ptivatwirtschaftliche Ladeparks auf Autobahn-Rasthöfen wie jene von Milence. Zum zweiten hat der Bund die Ausschreibung für Ladeparks auf nicht bewirtschafteten Raststätten soeben auf den Weg gebracht. Es wird noch Zeit in Anspruch nehmen, doch Jahr für Jahr verdichtet sich das bundesweite Netz an Ladeparks, so dass E-Mobilität mit schweren Lkw immer attraktiver wird.
GLE: Green Logistics Enabler
Bruno Lukas, Gründer und Inhaber von GLE, ist seit 1999 in der Transport-Logistik tätig und hat sich auf emissionsfreie Lösungen spezialisiert. Mit einem Hintergrund als Diplom-Geograph, zertifizierter Berater für alternative Antriebe und langjähriger Kommunikationsexperte, verfolgt er die Vision einer grünen, nachhaltigen Logistik. GLE unterstützt Spediteure und Verlader bei der Umstellung ihrer Flotten auf alternative Antriebe wie Elektro, Bio-Gas und Wasserstoff. Lukas und sein Team bieten maßgeschneiderte Konzepte für emissionsfreie Fuhrparks und begleiten ihre Kunden von der Analyse bis zur erfolgreichen Umsetzung. Im Interview gibt er Einblicke in seine Mission, den Güterverkehr nachhaltig zu revolutionieren.