In VerkehrsRundschau Funk, dem Podcast der Verkehrsrundschau spricht KRAVAG-Vorstand und Bereichsleiter Kraftfahrt-Betrieb Jan Dirk Dallmer über Preissteigerungen, mögliche Ursachen und darüber, was der Klimawandel damit zu tun hat.
Hier finden Sie einen Ausschnitt das Gesprächs. Das gesamte Interview können Sie ab dem 3.12. hier hören.
Sie haben gesagt, dass sowohl die Kfz-Versicherung als auch die Nutzfahrzeugbranche von speziellen Preissteigerungen betroffen ist. Können Sie genauer auf die Ursachen für die steigenden Preise eingehen?
Es gibt direkte und indirekte Gründe. Die direkten Gründe, die auf der Hand liegen sind die drei klassischen Ursachen, die bereits seit Jahren für Preissteigerungen sorgen.
A) Anstieg der Stundenverrechnungssätze in den Werkstätten
B) Anstieg der Ersatzteilpreise
C) Anstieg der Heilwesenkosten bei Personenschäden
Zusätzlich dazu kam jetzt noch ein Anstieg in der Schadenfrequenz hinzu – die betraf insbesondere die Kasko-Sparten.
Spannend sind die ganzen indirekten Gründe. Wieso steigen die Schadenhäufigkeiten? Wieso steigen die Ersatzteilpreise? Hier gibt es eine ganze Reihe an Gründen, die sich in den letzten 18 Monaten kulminiert haben. Zum Beispiel ist die Verkehrsdichte fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen. Wir wissen, dass die Schadenhäufigkeit überproportional mit der Verkehrsdichte korreliert. Die Straßenqualität lässt vielerorts immer mehr nach. Gerade Kommunen und Gemeinden haben immer weniger Geld für vernünftige Ausbesserungen. Das heißt, auf notdürftig geflickten Straßen liegt immer mehr Split, der dann zu mehr Glasschäden durch hochgeschleuderte Steine führt.
Die Automobilindustrie als auch die Zulieferindustrie ist seit längerem in den Medien unterwegs mit schlechten Nachrichten zur wirtschaftlichen Situation. Die Antworten dieser Firmen finden sich dann in steigenden Preisen. Das Ahrtal ist noch in aller Mund. Aber es ist nicht nur das Ahrtal, sondern es sind viele kleinere lokaler Elementarereignisse, die sich summieren.
Es heißt, dass sogar der Klimawandel seinen Teil dazu beiträgt, dass die Kosten immer weiter steigen. Stimmt das tatsächlich?
Tatsächlich muss man hier das Wetter vom Klima unterscheiden. Was wir definitiv feststellen können ist, dass viele Wetterereignisse sich in den Schadenaufwänden niederschlagen. Unsere Modelle zeigen uns, dass diese Wetterereignisse durchaus mit der beschleunigten Erwärmung zu tun haben können. So stellt man immer wieder fest, dass bestimmte Wetterbedingungen – egal ob mit viel Niederschlag oder mit großer Hitze - viel länger an einer Stelle verbleiben oder deutlich langsamer wegziehen.Das erklärt sich durch die veränderten Jetstreams, die wiederum mit veränderten Differenzialtemperaturen zwischen Äquator und Polen zusammenhängen.
Als Versicherer, der die Risiken der Zukunft absichern möchte, wäre es naiv, wenn ich mich damit nicht auseinander setzen würde. Und unser Aussage bleibt: Wir werden unsere Leistungsversprechen auch in Zukunft jederzeit erfüllen.
Und was bedeutet das für die Speditionen und Transportunternehmen? Wie wirkt sich die von Ihnen skizzierte Preissteigerung auf die Versicherungsbeiträge aus?
Versicherungskosten gehören quasi zu den Produktionskosten eines Logistikers. Steigende Produktionskosten werden idealerweise in steigende Produkt- oder Dienstleistungskosten eingerechnet. Deswegen ist Inflation ja auch nie ein kurzes Thema, sondern hat immer Zweit- oder Drittrundeneffekte zur Folge. Die gestiegenen Energiekosten, die die Produktion von Lkw-Teilen verteuert haben, kommen erst jetzt bei den Transportkosten an und werden im letzten Schritt die Verbraucherpreise wieder treffen. Professionelle Logistiker geben aber natürlich nicht einfach nur Preise weiter, sondern unternehmen auch sehr viel zur Unfallprävention. Es werden Fahrer geschult, Wege analysiert, Trainings an den Lkw durchgeführt und Vereinbarungen mit Kunden getroffen, um die Wahrscheinlichkeit für Unfälle zu senken.