Antonius Gress ist Mitgründer und CEO des Startups Blockbrain. Zuvor gestaltete er bei Bosch die digitale Transformation in der Supply Chain und in indirekten Geschäftsbereichen maßgeblich mit und setzte dort mit einem wachsenden Team wegweisende Projekte um. Seine Expertise reicht von Künstlicher Intelligenz über Datenanalyse bis hin zu Prozessautomatisierung und Knowledge Graphen.
"Best of Technology Award" - eure Idee der digitalen Wissenszwillinge ist auf große Resonanz gestoßen. Kannst du kurz erklären, was es damit auf sich hat?
Digitale Wissenszwillinge sind eine innovative Technologie, die das Wissen von Schlüsselpersonen in Unternehmen digital abbildet und verfügbar macht. Sie funktionieren wie ein digitaler Co-Worker, der 24/7 Unternehmenswissen bereitstellen kann. Durch gezielte Interviews werden Expertenwissen, Erfahrungen und implizites Wissen erfasst und in einem KI-gestützten System gespeichert.
Für mittelständische Unternehmen bieten digitale Wissenszwillinge eine Lösung für kritische Herausforderungen: Sie sichern wertvolles Expertenwissen, das oft nur in den Köpfen einzelner Mitarbeiter existiert. Gerade im Mittelstand, wo Schlüsselpersonen häufig jahrzehntelange Erfahrung haben, kann deren Ausscheiden zu erheblichen Wissensverlusten führen.
Sie transformieren die Art, wie Unternehmen mit ihrem internen Wissen umgehen, ermöglichen kontinuierliche Wissenserweiterung und Qualitätsverbesserung durch systematische Dokumentation.
Digitale Wissenszwillinge verkörpern unsere Philosophie, nicht nur das Heute zu meistern, sondern auch das Morgen aktiv zu gestalten, unterstützen mittelständische Unternehmen dabei, dauerhafte Wissenspartnerschaften aufzubauen, nachhaltiges Wachstum voranzutreiben und Innovationen für die Zukunft zu schaffen – in einer Zeit des demografischen Wandels und zunehmenden Fachkräftemangels bieten sie eine strategische Lösung zur Sicherung der wichtigsten Unternehmensressource: dem Wissen der Mitarbeiter.
Viele mittelständische Unternehmen haben nur kleine IT-Teams. Lässt sich ein digitaler Zwillinge auch ohne KI-Experten betreiben? Wie können sich Mittelständler dem Thema annähern, d.h welche first Steps empfehlt ihr?
Digitale Wissenszwillinge sind speziell für Unternehmen ohne KI-Expertise konzipiert und lassen sich problemlos ohne eigene KI-Experten implementieren und betreiben. Unsere Plattform wurde mit Blick auf Benutzerfreundlichkeit entwickelt, sodass auch technisch weniger versierte Mitarbeiter sie effektiv nutzen können.
Der gesamte Prozess wird von unseren Experten begleitet – von der ersten Bedarfsanalyse bis zur vollständigen Integration. Für mittelständische Unternehmen mit kleinen IT-Teams empfehlen wir folgende erste Schritte:
- Beginne mit einer Bedarfsanalyse, um zu verstehen, welches Wissen besonders wertvoll für dein Unternehmen ist
- Identifiziere motivierte Mitarbeiter, die als interne Champions fungieren können
- Nutze unsere umfassenden Unterstützungsmaterialien wie Roll-Out-Präsentationen und Templates
Unser gestuftes Schulungskonzept – von allgemeinen Webinaren für alle Mitarbeiter bis hin zu spezialisierten Trainings für Power-User – stellt sicher, dass jeder in deinem Unternehmen die Technologie optimal nutzen kann. Durch diese begleitete Einführung und unsere intuitive Benutzeroberfläche wird die Technologie für jeden zugänglich – unabhängig vom technischen Hintergrund.
So können auch mittelständische Unternehmen mit kleinen IT-Teams das volle Potenzial digitaler Wissenszwillinge ausschöpfen und wertvolles Expertenwissen langfristig sichern, ohne eigene KI-Experten beschäftigen zu müssen.
Wie geht ihr mit der Skepsis von Menschen um, die befürchten, durch “eure KI” ersetzt zu werden, z.B Lagerleiter in einem Logistikunternehmen?
Wir setzen KI primär zur Unterstützung und Effizienzsteigerung ein und nicht zum Ersatz von Menschen; Lagerleiter behalten dabei die Entscheidungsverantwortung und ihr Fachwissen, während Routine- und Datenaufgaben erleichtert werden.
Skepsis entsteht häufig aus Verlustängsten, Unklarheit über die konkreten Auswirkungen und mangelndem Vertrauen, wenn Nutzen und Kontrollmöglichkeiten nicht transparent kommuniziert werden. Um dem entgegenzuwirken, legen wir großen Wert auf Transparenz darüber, wie die KI arbeitet und welche Daten sie nutzt, sowie auf die frühzeitige Einbindung der betroffenen Mitarbeitenden.
Die KI soll Menschen unterstützen und nicht ersetzen, weshalb die Kontrolle über Entscheidungen beim Menschen bleibt und Vorschläge der KI angenommen, angepasst oder abgelehnt werden können. Der Einsatz erfolgt schrittweise in kleinen, messbaren Piloten, um Vertrauen aufzubauen und Anpassungen zu ermöglichen.
Praktisch starten wir mit Workshops, in denen Lagerleiter ihre Herausforderungen und Ziele formulieren, gefolgt von einem Pilotprojekt, bei dem die KI Empfehlungen mit nachvollziehbaren Begründungen liefert und alle Aktionen protokolliert werden, sodass das System daraus lernt.
Vertrauen wird durch messbare Indikatoren wie Zeitersparnis bei Routineaufgaben, Fehlerreduktion, den Anteil der vom Menschen geänderten Entscheidungen sowie die Mitarbeiterzufriedenheit vor und nach dem Pilot geschaffen. Zusätzlich teilen wir Erfolgsgeschichten aus vergleichbaren Projekten, um Ängste abzubauen und den Nutzen zu verdeutlichen.
Parallel bieten wir Schulungen an, die nicht nur die Bedienung der Tools vermitteln, sondern vor allem die Interpretation der Ergebnisse, den Umgang mit Ausnahmen und die Prozessoptimierung fördern. Mitarbeitende werden ermutigt, ihre Bedenken und Verbesserungsvorschläge aktiv einzubringen, damit diese Rückmeldungen in die kontinuierliche Weiterentwicklung und Gestaltung weiterer Rollouts einfließen
